Die
Entwicklung
der deutschen Radiotechnik
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Am 31.
Dezember 2015 endete nach 95 Jahren der
Mittelwellen-Rundfunk in Deutschland
Rundfunkempfang über Mittelwelle
war lange Zeit eine wichtige Übertragungsmöglichkeit
für das Medium Rundfunk. Am 29. Oktober 1923
fiel in Belin der Startschuss für den Mittelwellen-
Rundfunk. Aus dem damaligen Vox-Haus am
Potsdamer Platz wurde das erste Hörfunkprogramm
mit einer bescheidenen Sendeleistung von nur 250 Watt
ausgestrahlt. Bereits seit 1920 wurden Versuchs- und
Weihnachtssendungen vom sonst militärisch genutzten
Funkerberg in Königs Wusterhausen gesendet. Im
Laufe der Jahrzehnte wurde die Sendeanlagen ausgebaut
und verbessert bis vor einigen Jahren nach und nach
die analoge Mittelwellentechnik überflüssig wurde. Im
September 2013 endete die Verbreitung von
Deutschlandradio Kultur. Im Sommer 2015 verschwand mit
der Sprengung des 160m hohen Sendemastes in
Berlin-Britz nach gut 65 Jahren ein letztes sichtbares
Relikt der analogen Mittelwellen- Verbreitung in der
Hauptstadt. Der Mast gehörte zu den höchsten Bauwerken
in Berlin. Für viele war er aus der Zeit des RIAS
untrennbar mit der ehemals geteilten Stadt Berlin und
der >Freien Stimme der freien Welt< verbunden.
Am 31. Dezember 2015 wurden die letzten
Mittelwellensender in Deutschland abgeschaltet, die
das Programm des Deutschlandfunk ausstrahlten. Die
effizientere und energiesparende Digitalradiotechnik
ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Sie hilft uns,
unsere Programme in die moderne Medienwelt zu tragen.
Somit endete am 31. Dezember 2015 für Deutschland eine
95 Jahre währende Ära der analogen Verbreitung
amplitudenmodulierter Rundfunksignale. Sicher erinnern
sich noch einige Radiohörer an die Zeiten, wie sie als
technikinteressierte Jugendliche einen Draht zum
Nachbarhaus spannten und sich mittels Detektor, Spule
und Kopfhörer ein eigenes Radio bastelten.
Verschiedene ausländische Sender sind vor allem in den
Abendstunden noch gut zu empfangen, aber wie lange
noch ? Wie heisst es so schön: "Es hat alles seine
Zeit"
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1925 Erste Batterie-Röhrengeräte 1928 Erste Netz-Röhrengeräte 1930 Netzempfänger mit eingebauten Lautsprecher Erste Superhet-Empfänger 1932 Schwundregelung durch Regelröhren 1933 Erster Volksempfänger "VE 301" 1937 Einführung des Magischen Auges 1946 Erstes Nachkriegsradio von Telefunken 1947 Anfang der Fa. Grundig mit dem Bausatz "Heinzelmann" 1949 Einführung des UKW Rundfunks 1957 Erste Transistorgeräte 1963 Einführung des Stereo-Rundfunks 1967 Start des Farbfernsehens |
Als der Physikprofessor Heinrich
Hertz 1887 die elektromagnetischen Wellen, welche
sich mit der Lichtgeschwindigkeit ausbreiten,
nachwies, machte sich noch niemand Gedanken um den
Begriff des Rundfunks und seiner möglichen
Verwendung. Aber nur zehn Jahre später, im Jahre
1897 wurden die deutschen Militärs mit Unterstützung
Kaiser Wilhelms II auf diese neuartige
Übertragungsmöglichkeit von Nachrichten aufmerksam,
deren Hauptnutzniesser eindeutig im Militär und der
Marine im besonderen gesehen wurde. Eine rasante
technische Entwicklung setzte ein. 1906 war es
bereits möglich Nachrichten nicht nur wie bisher als
Morsesignal, sondern auch in Form von Tönen (Sprache
und Musik) zu übertragen. Funker auf Schiffen und in
Sendestationen an Land sendeten sich gegenseitig
Musikdarbietungen und Ansagen zu. 1910 wurde
erstmals die Stimme eines Sängers aus der
Metropolitan Oper in New York übertragen. Zwar war
bei den deutschen Militärs die Telegrafie
(Übermittlung von Morsezeichen) die gebräuchlichste
Betriebsart, dennoch wurden in der letzten Phase des
1. Weltkrieges vermehrt Musiksendungen in die
Schützengräben übertragen.
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1917 erprobte der Direktor von
Telefunken, Hans Bredow, zu diesem Zweck an der
Westfront den ersten Röhrensender. An diese ersten
deutschen Musiksendungen knüpften Beamte der
Reichspost in der Hauptfunkstelle Königs
Wusterhausen 1920 an. Es wurde Schallplattenmusik
übertragen, welche durch Verlesen von
Zeitungsartikeln unterbrochen wurde. Es blieb bei
den unregelmässigen Testausstrahlungen, bis zum 13.
Mai 1923. Jetzt wurde von der Sendestelle Königs
Wusterhausen regelmässig ein Sonntagskonzert
übertragen und im Oktober 1923 wurde der Rundfunk
als Massenmedium eröffnet. Bis zu diesem Zeitpunkt
war das Betreiben von Funkanlagen (auch von
Empfängern) für den Normalbürger in Deutschland
verboten.
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Es war die schlechte Zeit der
Inflation als die "Berliner Funkstunde" am 29.
Oktober 1923 um 20 Uhr mit dem "Radio für Alle"
auf Sendung ging. Im Berliner VOX-Haus in der
Potsdamer Strasse 4 befand sich in bescheidenen
Räumen unter dem Dach das erste Studio sowie die
Sendeanlage. Mit nur 250 Watt Sendeleistung war
ein Empfang auf der Frequenz 750kHz im Umkreis von
etwa 100 km möglich. Schon kurze Zeit später
existierten in vielen grösseren Städten
Deutschlands bereits starke Sender mit einer
Leistung von etwa 15 kW. Mit einfachen
Detektorempfängern war in Sendernähe ein
ausreichender Empfang möglich. Wer jedoch eine
gute Antenne besaß, konnte auch weiter entfernte
Sender problemlos empfangen. Das suchen der besten
Gleichrichtung auf dem Detektorkristall war eine
abenteuerliche Sache, aber es funktionierte. Der
Rundfunkempfang war schon damals
genehmigungspflichtig. Die Jahresgebühr von 25
Reichsmark wurde von der
Reichstelegraphenverwaltung festgelegt.
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Bis Ende der zwanziger Jahre gab
es die verschiedensten Konstruktionen von
Detektorempfängern, die man mit wenigen Teilen auch
selbst bauen konnte. Es gab Geräte mit 2 und 3
fachen Spulenkopplern, Spulenumschaltern sowie
Variometern die an einer guten Antenne recht
leistungsfähig und auch trennscharf waren. Ebenfalls
Ender der Zwanziger gab es schon die ersten
Batterie-Röhrengeräte. Anfangs ersetzte man den
Detektor durch eine empfangsverstärkende
Audio-Röhre, wodurch das lästige "Fummeln" entfiel.
Das war bereits ein grosser Schritt. Später benutzte
man auch Röhren für die Hoch und
Niederfrequenzverstärkung. An einigen Geräten der
gehobenen Klasse konnte sogar ein Lautsprecher
angeschlossen werden, der separat aufgestellt wurde.
In der Anfangszeit musste man die Anoden- und
Heizbatterien dieser Geräte beim Apotheker aufladen
lassen. Zu Beginn der dreissiger Jahre lieferte die
Industrie bereits Radios für Netzbetrieb, mit
speziell dafür entwickelten Röhren. Ein weiterer
grosser Schritt waren dann die "Superhet-Empfänger".
Es wurden wahre Luxusgeräte gebaut, die zum Teil
10-15 Röhren hatten. Bei diesen Geräten war dann
schon der Lautsprecher mit im Gehäuse. Eine weitere
Besonderheit war das aus den USA eingeführte
"Magische Auge", wodurch die Abstimmung der
trennscharfen Empfänger erleichtert wurde.
In der Zeit des Nationalsozialismus bekam der Rundfunk durch die bekannten Volsempfänger einen riesigen Aufschwung. Die Geräte wurden in allen 28 deutschen Rundfunkapparate Fabriken gebaut, denn jeder Volksgenosse sollte den Führer zuhören können. Die Volksempfänger waren einfache Rückkopplungs-Empfänger mit 2 bzw. 3 Röhren. Es gab sie für Wechselstrom, Gleichstrom und Batteriebetrieb. Der damalige Preis lag zwischen 35 u. 76 Reichsmark. Der ärmeren Bevölkerung wurde eine Ratenzahlung über die Stomrechnung ermöglicht. Die inzwischen zahlreichen starken gleichgeschalteten Sender des Grossdeutschen Rundfunks mit einer Leistung bis 100 kW sorgten für einen störungsfreien Empfang. Während der NS-Zeit war das Abhören ausländischer Sender ein Verbrechen gegen die nationale Sicherheit des Volkes und wurde mit Zuchthausstrafen geahndet. |
Nach dem 2. Weltkrieg ging es
mit der Deutschen Rundfunkindustrie erst sehr
langsam wieder bergauf. Da fast alle Fabriken noch
in Schutt und Asche lagen, war es schwer an die
nötigen Bauteile heranzukommen. Der Grundstein der
Firma Grundig wurde mit dem 2 Röhren Bausatz
"Heinzelmann" gelegt, womit die Firma 1947 ihren
ersten grossen Erfolg hatte. Durch den
Kopenhagener Wellenplan von 1948 wurde Deutschland
nach dem Krieg bei der Vergabe neuer
Sendefrequenzen sehr benachteiligt. Man musste
sich etwas einfallen lassen. So wurde Anfang der
Fünfziger Jahre die Ultra Kurz Welle (UKW)
eingeführt. Die erforderlichen Sendeanlagen
entstanden sehr schnell und auch die
Rundfunkindustrie erlebte einen neuen Aufschwung.
Begriffe wie Hi-Fi, Stereo u.s.w. sind uns allen
bekannt. Deutsche Radios waren wieder in der
ganzen Welt begehrt. Heute ist es für uns eine
Selbstverständlichkeit den Lieblingssender selbst
mit dem billigsten Radio auf Knopfdruck
einwandfrei zu empfangen. Was jedoch für eine
lange Entwicklungsgeschichte dahinter steckt, wird
erst dem bewusst, der einmal mit einem
Detektorempfänger aus der Anfangszeit auf
Sendersuche geht.
Gerd Krause |
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