Die Funkgeschichte des Autors















                              











           
Mein Name ist Gerd Krause (Jahrgang 1946), ich bin beheimatet in der Gemeinde Moormerland in  Ostfriesland. Schon im Alter von 5 Jahren  faszinierte mich alles  was mit Technik,   vor allem aber was mit Elektrizität zu tun  hat. Ich experimentierte  gerne mit Batterien, Taschenlampenbirnen und Fahraddynamos herum und  zog kreuz  und quer durch das Haus (oft zum Leidwesen meiner Eltern)  Leitungen und Drähte.  Einige meiner "Wunderschaltungen" funktionierten  sogar. Am interessantesten jedoch fand  ich damals das Radio meiner Eltern, eigentlich das meiner Grosseltern, das sie sich 1938 gekauft  hatten. Es war ein Philips Aachen D52, in einem wuchtigen Holzgehäuse. Regelmässig  sonntags  um 14 Uhr wurde präzise nach dem grünen  magischen  Auge der Nordwestdeutsche Rundfunk eingestellt,  und ich hörte den  Kinderfunk mit Eduard Marks, der wunderschöne  Geschichten und  Märchen  vortrug. Nach nicht allzu langer Zeit wollte ich unbedingt  wissen wie es wohl in dem Holzgehäuse aussehen würde. Irgendwie  habe ich die Rückwand abmontiert und war vom Innenleben mit den leuchtenden Röhren des Radios begeistert. Ich weiss nicht mehr, ob ich  es  heimlich gemacht habe. An die Buchsen hinten am Chassis  habe ich einen Kopfhörer angeschlossen  und entdeckte noch so manche technische Spielerei  mit dem Gerät.

      

Philips- Aachen D52 (1938)
Foto: Gerd Krause


Später im  Alter  von 10  Jahren  zogen  wir aus beruflichen Gründen  meines  Vaters nach  Ostfriesland. Das Radio  meiner Grosseltern  stand  nun in unserer neuen Wohnung lange Zeit oben auf dem Küchenschrank. Es funktionierte nicht  mehr. Da in der Wohnstube inzwischen eine moderne  Musiktruhe mit Plattenspieler stand, durfte ich nach langem Fragen und Drängeln  den alten "Kasten" auseinandernehmen, was mir grosse Freude bereitete.   Bis zum  kleinsten Bauteil  wurde  das Gerät  zerlegt.   Einige Widerstände liegen heute noch  in meiner Bastelkiste. Die  grosse Skala montierte  ich in einen Pappkarton und bekam sie sogar mit  den  4Volt Birnchen zum Leuchten. Den Lautsprecher baute mein  Vater in ein  Sperrholzgehäuse  ein und installierte  ihn bei einem befreundeten Landwirt im Kuhstall.  Angeblich sollten die  Kühe bei flotter Musik mehr  Milch geben. Ob es geklappt hat,  bezweifle ich  heute.

Die Technik rund um's Radio liess  mich  nicht  mehr  los. Kleinere Basteleien  hatten immer etwas damit  zu tun.  Später  dann, im Alter von 14 Jahren  begann ich  meine Lehre als Starkstromelektriker auf einer Emder Werft, wo auch mein Vater arbeitete. Starkstromtechnik hat bis auf die elektrischen Grundkenntnisse nichts mit  dem Radio  zu  tun, aber zu der Zeit bot sich für mich keine andere Lehrstelle. Heute  bin ich froh darüber, denn  ich habe eine  gute Ausbildung genossen und  bin der Meinung, das es nicht gerade ideal ist, wenn Hobby und Beruf identisch sind. Meine späteren beruflichen Tätigkeiten hatten immer mit Elektrotechnik zu tun, doch Radio, Funk u. Rundfunk ist nach  wie vor mein  Hobby.  Inzwischen geniesse ich nach 48 Berufsjahren den Ruhestand.                            

In  der Lehrzeit  lernte ich einen Kollegen  kennen.  Er erzählte mir  von Spulen, Drehkondensatoren, Dioden  und  baute,  wie konnte  es anders sein, ein Detektorradio.  Sofort besorgte ich mir in einem Emder Radiogeschäft, von denen es damals noch viele gab, eine Kreuzwickelspule, einen 500pF  Drehkondensator  und  eine Germaniumdiode.  Die einfache Schaltung  war schnell zusammengebaut und siehe da, mein erstes selbstgebautes  Radio  gab Töne  von sich. Meistens   hörte   ich   einen  starken  holländischen Mittelwellensender,  der in der Nähe war. Entsprechend  motiviert  wollte  ich  mehr. Ich besorgte mir Fachliteratur und  wollte das  schwache  Detektorsignal  mit einem  Transistor verstärken.  Mit  einem OC70 für  8,--DM (vergesse ich nie) und kleinen Knopfzellen,  die es damals Anfang der 60er schon gab,  gelang es mir. Nun spielte mein Detektor aus einem kleinen Lautsprecher. Das Ganze passte in  eine grüne  Plastikseifendose und war  für  mich  eine Sensation .

Nach einem solchen Erfolgserlebnis ging es natürlich weiter. Besagter  Kollege aus meiner Lehrzeit machte die Amateurfunkprüfung, und  somit wurde  auch ich mit dem  faszinierenden  Hobby  vertraut  gemacht.  Von ihm erstand ich einen einfachen Superhet  Röhrenbausatz  des  Typs "NORIS" für  Kurzwelle.  Nach komplizierten aber erfolgreichen Abgleicharbeiten mit geliehenen Messgeräten  konnte ich auf dem 80 Meter Band in AM Funkamateure hören. Ein riesiger  Schritt, ich war begeistert. Jetzt wurden Bücher und Informationen beschafft,  ich  wollte  auch Funkamateur  werden.
     
1966 hatten wir in Emden unsere Wohnung gewechselt, was für mich als  angehender Funkamateur von  Vorteil war, denn ich konnte eine Kurzwellenantenne  aufhängen. Es war eine 40m lange Dipolantenne, die am Schornstein unseres Hauses und an dem des Nachbarhauses befestigt wurde. Die  Eigentümerin war erst   nicht einverstanden,  aber mit einem Blumenstrauss war die  Sache  erledigt. Jetzt musste unbedingt  ein  Funkgerät  her.  Die  Firma Conrad in Hirschau vertrieb 1967 alte Militärfunkgeräte.  Ich  bestellte mir den "WS19", einen Kurzwellen- Sendeempfänger für das 80 und  40m Band.  In einer  Holzkiste kam er  schliesslich an, und ich begann  mit dem Herrichten des  alten Gerätes. Ein Netzteil wurde  gebaut und das hässliche  olivgrüne Militärgerät bekam ein neues Gehäuse. Da eine Antenne schon vorhanden  war, konnte  ich es nicht lassen  und musste den Sender ausprobieren.  Ein  holländischer  Funkamateur rief "CQ", und ich antwortete mit einem erfundenen  Rufzeichen. Er hörte mich, aber vor lauter Aufregung bekam ich  keinen  Satz  zustande  und schaltete schnell alles  aus.  Hurra, der Sender  funktionierte.



KW-Transceiver: WS 19 MkII, 2-8 MHz, ca. 25 Watt Sendeleistung, Baujahr 1941
Das Gerät wurde im 2.Weltkrieg von kanadischen, britischen u.zum Teil auch von russischen Truppen benutzt.
Foto: Gerd Krause
Beschreibungen von 11 Militärfunkgeräten aus dem 2. WK finden Sie auf der DVD-ROM

Jetzt  gab es  für mich nur eines, weiterbüffeln  für die Amateurfunkprüfung. Ich meldete mich  im Deutschen Amateur Radio Club (DARC) OV Emden an und bekam Unterstützung  von Gleichgesinnten.  Fleissig  wurde Morsen geübt, und 1967 bestand  ich mit Tempo 40  die DE Prüfung (Deutscher Empfangsamateur). Ein   Jahr später,  im  Dezember   1968  legte  ich in Bremen   dann  die  Prüfung für  die Klasse A ab   und war nun stolzer   Besitzer des Rufzeichens "DK3JQ". Nach einigen  QSO's  (Funkverbindungen) die ich mit dem  WS19 gefahren habe, stiegen  die  Ansprüche  und es musste  was besseres her. Ein  moderner  Transceiver der  Marke  Haethkit  HW12 und später ein FTdx500 von  Sommerkamp mit stattlichen 500 Watt Sendeleistung taten lange Jahre ihren Dienst. Mit einer bescheidenen Dipol-Antenne hatte ich mit etlichen  Ländern auf allen KW Bändern Kontakt. 1973  kam dann was Neues hinzu, nämlich SSTV. Eine im DL-qtc beschriebene SSTV-Anlage baute  ich nach und konnte  nach anfänglichen Schwierigkeiten meinen Funkpartner auf einer nachleuchtenden Radarröhre nun auch  sehen,  was zu der Zeit etwas ganz besonderes war.
(SSTV = Slow-Scan-Television / Schmalbandfernsehen)



Foto: Gerd Krause

1975 wurde es etwas ruhiger um  DK3JQ, denn  er lernte seine heutige  Frau kennen.  Als bis  dato eingefleischter Junggeselle musste  er feststellen, dass es noch etwas anderes  gab als zu funken. Es  wurde ein  Heim  eingerichtet, geheiratet  u.s.w.,  jedoch die Funkanlage blieb immer in  Reichweite.  Mit den Jahren wurde  modernisiert,  erweitert,  gebastelt und fleissig gefunkt. Plötzlich  gab es wieder  etwas Neues, womit man  erstaunliches  anstellen  konnte, nämlich  ein Computer. Zuerst ein Commodore C16,  dann ein C64,  und Mitte der 80er ein hochmoderner   Amiga  500 mit dem man sogar per SSTV Farbbilder  übertragen konnte.
     
1987 wurde es wieder stiller um DK3JQ, er baute ein Haus. In Oldersum, Gemeinde Moormerland steht es und hat im Garten, einen Antennenmast mit einem  drehbaren Kurzwellenbeam und UKW Antennen. Zum Funken und Basteln stehen nun zwei grosse Zimmer  zur Verfügung,   in denen per Kurzwelle die ganze Welt zu Gast ist. Auch eine Radio-Nostalgie-Ecke  ist eingerichtet und so hat alles was mit meinem Hobby zu tun hat, einen  ordentlichen Platz. Wenn es die Zeit erlaubt, restauriere ich alte Radios und beschäftige mich mit der Funk- u. Rundfunkgeschichte die ich auf den hier vorgestellten CD's sowie der Multimedia DVD-ROM zusammengestellt habe.

Vor einigen Jahren bekam ich von einem Emder Radiosammler das Gerät aus meiner Kindheit wieder und zwar das Radio meiner Grosseltern,   mit dem mein Radioleben begann, ein Philips Aachen D52. Liebevoll wurde es hergerichtet und steht neben einigen anderen Oldtimern  in meiner "Funkbude".                    

                                                   

Seit einigen Jahren spielt auch der Computer und das Internet eine grosse Rolle und  ist mit meinem Hobby stark verbunden. Sicher  wird  es im Zuge des  Fortschrittes immer wieder  etwas Neues  geben, was  mich fasziniert. Nur muss es etwas mit Radio, Funk und Rundfunk zu tun haben. Alles andere ist doch langweilig  oder...   ?


Bericht u. Fotos: Gerd Krause          


Gerd Krause

ex DK3JQ
Wagnerstr. 8, 26802 Moormerland



      
Funkstation u. Arbeitsplatz
Foto: Gerd Krause



Drehrichtstrahler für das 10, 15 u. 20 m Kurzwellenband
Foto: Gerd Krause



Info über Amateurfunk: http://www.darc.de
           
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